Eine Reihe von amorphen Gipsobjekten dienen ihr als Grundlage und als Frage. Eine Frage, die fortlaufend immer wieder anderen Menschen gestellt wird, um ihre jeweiligen Antworten der Sammlung hinzuzufügen. Die so zusammengekommen Perspektiven stammen von Personen mit unterschiedlichen Professionen, Lebensentwürfen, aus unterschiedlichen Ländern und Umgebungen. All diese Personen habe ich gebeten, im Austausch gegen das erhaltene Objekt etwas zurückzuschicken. Sie erhielten den Auftrag, auf das jeweilige Objekte in einer Art und Weise zu reagieren, die sie als beschreibend empfinden würden und sollten dabei ihre jeweilige Profession, ihren Künstlerischen Ausdruck oder einfach ihre eigene Art auf Dinge zu blicken, besonders berücksichtigen. Diese Arbeit zeigt die so entstandene Sammlung.
A series of amorphous plaster objects serve as its basis and as a question. A question that is continuously asked again and again to other people to add their responses to the collection. The perspectives thus brought together come from people with different professions, life styles, from different countries and environments. I asked all of these people to send something back in exchange for the object they received. They were given the task of responding to the object in question in a way that they would find descriptive, and were asked to express their profession, their artistic expression or simply their way of looking at things. This is the resulting collection.
Von der Ordnung der Dinge, 2019. Ausstellungs- & Detailansichten:Gruppenausstellung anlässlich des Bachelorabschlusses in der Weißenburgstraße 3, Kiel (Leerstandsbespielung). Alle Fotos: Esteban Pérez
»Ich habe ein seltsames Objekt erhalten. Ich habe das Objekt Hubert genannt. Hubert ist nicht kommunikativ und reagiert nicht auf Reize. Um Hubert auf aktiven Metabolismus zu testen, werde ich seine Gewichtsentwicklung bei gleichzeitigem Nahrungsentzug beobachten.«
Text: »Du bist kleiner als ich sah und leichter als ich fühlte, mit den Augen, die dich noch gar nicht kannten. Hallo erstmal und auch willkommen. Wie bist du ohne mich geworden? Was du bist? Frage. Gehäutet, häutet, ist es, bin ich, ich. Frage. Nicht von Außen nach Innen, verkehrt herum. Wie könnte ich, wie könnte ich von Innen? Von Innen nach Außen die Haut verloren, eingebüßt. Frage. Wir schauen uns. Beklemmt, bedrängt binich, ist es. Schreit. Ohne alle Haut. Sie hängt noch immer mir, mir am Leib, am Innen. Nichts los. Nichts los bin ich geworden. Nichts Neues ohne Haut. Frage. Noch in den Ritzen, in den Furchen hängt noch was ich nicht mehr, was mir nicht mehr ist. Die Narben – und du siehst: ver- siegelt, wie weit du auch guckst. Die Nar- ben bin ich, nicht aus der Form gefallen. Frage. Ich bin, ich bin, ich bin was man mir abgenommen hat. Schreit. Auf den Narben kann ich liegen, nicht mehr wer- den. Werdend. Sie kommen nicht zu mir. Wir sind, wir sind nicht weiter antastbar. Mooskummer. Das ist der Staub, der sich weiter als ins Innerste legt. Hindurchge- wandert ist, gemahlen. Du Schwung. Das sollte mal wer finden. Es ist dir aufgewachsen dein Haar. Du hast nicht davon gelassen – über Schnitte, die heute niemand mehr schreit. Schreit. Wie weit siehst du Nerven, wie Narben? Nähen, Nahrung, Flechtwerk? Was siehst du mich nicht, wenn du mich anguckst? Ich bin nicht
Text (Asuzug): »[...] Das Zersägen des Gegenstandes war etwas mühselig und staubig. Währenddessen fiel mir auf, dass ich das zusätzliche Material ja mit zersägen müsste. Eine deutlich höhere Dichte geht meistens mit einer größeren Härte einher. Das Problem stellte sich je- doch nicht. Der Gegenstand besteht auch im inneren nur aus Gips. Ich musste mir eingestehen, dass ich ein bisschen ent- täuscht war. Dr. rer. nat. Roman Brannath«
»Ich habe das Objekt, das ich erhalten habe, auf den Quintenzirkel gelegt und seine Umrisse nachgezogen. Aus denjenigen Akkorden, die von den Linien geschnitten wurden, habe ich ein kleines Musikstück komponiert.«
Befund: »Ubiquitär echodichte Kalzifi- zierzung der Dermis. Im Bereich der Mund- schleimhaut Nachweis eines gekammer- ten Flüssigkeitsverhaltes im Subcutan- gewebe von ca. 1,1x3cm Beurteilung: fast vollständig abgeschlossene dermale Kalzifizierung. Restflüssigkeit im Bereich der Mundschleimhaut Empfehlung: Ob- duktion im Verlauf.«
»Ich habe das Objekt, das ich erhalten habe, auf den Quintenzirkel gelegt und seine Umrisse nachgezogen. Aus denjenigen Akkorden, die von den Linien geschnitten wurden, habe ich ein kleines Musikstück komponiert.«
Text (Auszug): »[...] Es gibt kein offensicht- liches Oben oder Unten vom Objekt sowie keine eindeutige Sockel oder Fußfläche zum Hinstellen. An einer Seite ist jedoch eine große Druckstelle zu erkennen. Sie erinnert an die Oberseite eines Geländers. Wie ein Sandsack, welcher auf ein Gelän- der gestellt wird und um dieses Geländer herum einsackt. [...]«
Text (Auszug): »Vielleicht ist es einfach ein mit Gips ausgegossener zerknautsch- ter Sack, mit Leder drin? Das kommt mir nicht wie eine Beschreibung vor, die ihm gerecht wird.«
Text (Auszug): »Löste beim Auspacken und erstem Erblicken ein angenehmes Gefühl aus. Es fühlt sich gut an, ist schwer und sehr weich. Es ist für mich ästhetisch. Es ist „rund“ und funktioniert für mich. Ich möchte es behalten«
Text (Auszug): »Die Form des Objektes entspricht in etwa einem Quader, wobei eine Längsseite stark gebogen ist. Die Flächen sind stark gewölbt. Die längste Seite ist 29 cm lang, Durchmesser ist 17 cm und die Höhe 14,5 cm. Das Objekt ist ca. 4,1 kg schwer, die Dichte beträgt grob geschätzt 2,5 g/cm3. Die Oberfläche ist überwiegend struktu- riert, weiß und hart. Durch mechanisches Einwirken kann die oberste Schicht als feines Pulver abgetragen werden. Erste organoleptische Untersuchungen deu- ten auf eine Calciumsulfatverbindung (CaSO4 ) hin. Stellenweise ist das Objekt mit einer grauen Substanz beklebt. Es handelt sich vermutlich um eine Cellu- lose die mit Methylcellulose befestigt wurde. An der gebogenen Seite tritt eine Schlau- fe aus einem synthetischen Textil hervor. Zudem zeigt die Oberfläche den Abdruck eines Reißverschlusses. Ein Verwen- dungszweck ist nicht erkennbar.«